Die Anfänge des Blues
Der Blues ist schon seit vielen Jahrzehnten eine der beliebtesten Musikrichtungen weltweit. Seine Wurzeln gehen weit zurück und gleichzeitig hat die Musik, die wir heute als Blues kennen und lieben, kaum noch etwas mit dem Blues zu tun, der im 19. Jahrhundert auf den Plantagen im Süden der Vereinigten Staaten geboren wurde. Genau sagen, wann und wo der Blues entstanden ist, ist sehr schwierig und so gut wie unmöglich. Die „Worksongs“ der schwarzen Plantagensklaven Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts dürften wohl der Ursprung des heutigen Blues gewesen sein. Sie ähneln dem frühen Blues, werden aber als eigenständige Form eingestuft. Diese Klagelieder erzählten von Einsamkeit, Sehnsucht und Enttäuschung, aber auch von Träumen, Liebe oder dem Tod. Das Leiden der versklavten Afrikaner wurde durch nichts besser ausgedrückt als durch diese Lieder.
In der neuen Welt waren Sklaven vom 17. bis zum 19. Jahrhundert etwas völlig normales. Sie wurden zu Tausenden aus Afrika eingeschifft und zur Arbeit auf den Plantagen gezwungen. Für die Plantagenbesitzer waren Sklaven ein wertvolles Gut und obwohl diese nicht immer gut behandelt wurden, so durften sie immerhin bei ihrer Arbeit singen und tanzen. Die Plantagenarbeiter nahmen wohl an, dass sich so die schwere Arbeit auf den Feldern besser bewerkstelligen ließe. Diese Freiheit, die sie ihren Sklaven gaben, galt außerdem als gut für die Nachwuchsförderung.
In der Öffentlichkeit wurden die Gesänge der Schwarzen erstmals in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts bekannt. Die so genannten Minstrelshows zeigten überwiegend weiße Darsteller, die sich schwarz schminkten und in einer Art Revue die Gesänge der Schwarzen verulkten und auf sarkastische Art und Weise so ihr Publikum unterhielten. Nicht nur in den USA erfreute sich diese Art von Show großer Beliebtheit, auch in Europa waren Minstrelshows gut besucht. Die ersten Shows mit schwarzen Darstellern entstanden erst nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, der von 1861 bis 1865 zwischen den nördlichen und südlichen Staaten des Landes wütete, nachdem sich die Südstaaten nicht an die Abschaffung der Sklaverei, die 1807 beschlossen worden war, gehalten hatten. Die Nordstaaten, die für die Durchsetzung der Sklaverei-Abschaffung waren, gewannen den blutigen Krieg schließlich.
Es dauerte jedoch noch einmal gute fünfzig Jahre, bis die ersten Platten mit dem so genannten Blues auf den Markt kamen. Hierzu gehörten unter anderem W.C. Handys „Memphis Blues“, Leroy Whites „Nigger Blues“ und Wand-Garretts „Dallas Blues“. Durch eine clevere Vermarktung wurde der Blues bald zum letzten Schrei. Die Erfindung des aufziehbaren Fonografen machte es auch für die ländliche Bevölkerung, die noch keine Stromversorgung hatte, möglich, Blues zu hören. Die Anzahl der produzierten Aufnahmen war gigantisch. Die Qualität ließ zwar bei einigen zu wünschen übrig, doch ein paar Stars gingen trotzdem aus diesem frühen Teil des Genres hervor, so wie beispielsweise Papa Charlie Jackson oder Blind Lemon Jefferson. Der Blues, wie man ihn heute kennt, entwickelte sich somit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und weist zwar noch Spuren und Merkmale der Klagegesänge der Sklavenarbeiter auf, wurde aber mit der Zeit massenkompatibel gemacht.
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